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Ohne Wenn und Aber

Dave Holland Trio im Ebertbad

Oberhausen, 13.04.2024
TEXT: Peter E. Rytz | FOTO: Peter E. Rytz

Wenn eine Band auf Tournee infolge eines Krankheitsfalls kurzfristig einen Musiker ersetzen, muss liegt die Annahme nicht fern, dass sich derjenige, der neu hinzukommt, eher zurückhält. Nicht so der Alt-Saxophonist Jaleel Shaw, der für den Gitarristen Kevin Eubanks beim Konzert des Dave Holland Trios im Ebertbad in Oberhausen einspringt.

Dave Holland, seit mehr als 50 Jahren als Bassist, Komponist und Bandleader einer der  charismatischsten Jazz-Gentlemen der Szene, erkundet mit dem Schlagzeuger Eric Harland seit Jahren neue wie alte Sound-Räume. Vorreiter auf dem akustischen und elektrischen Bass der eine, Kraftwerker an den Drums der andere, vertrauen sie einander blindlings. Nur ein kleines, kaum wahrnehmbares Nicken oder Augenbrauenhochziehen, ein leises Lächeln genügt, um dem Sound eine neue Wendung zu geben. Das dabei mitunter spontan angezogene rechte Knie Hollands verstärkt Betonung und Tempo. Es ist, als würde es als zweite rechte Hand die untere Basssaite anschlagen wollen.

Gemeinsames Selbstverständnis 

Harland reagiert mit einem teilweise verzückten Lächeln in sich selbst. Mehr braucht es nicht, um im gemeinsamen Selbstverständnis einen Sound authentisch zu signieren. Der Drummer folgt mit kantabel melodiös schwebenden Ride- und Crash-Cambals, Snare Drums, Hihat-Becken sowie Klanghölzern den von Holland angeschlagenen Akkorden, transformiert sie in einen eigenen Sound, und fordert mit solistischen Arabesken interaktiv heraus. So, als wolle er auffordern, ein Rätsel zu lösen: Wohin soll‘ s wohl gehen? Changierend zwischen berserkerhaftem Übermut und poetisch leisem Gemurmel, mäandriert der Set 90 Minuten lang in Oberhausen mit immer wieder neuen Wendungen.

Shaw verhält sich vorerst so, wie zu erwarten ist. Abwartend, die Sound-Angebote von Holland und Harland konzentriert nachbuchstabierend, schleicht er sich vom rechten Bühnenrand ans Mikrofon, mischt sich mit seinem in vielen Konzerten u.a. mit Christian McBride, Pat Metheny und Chick Corea bewährten, klangsilbrig warmen wie energievollen Alt-Saxophon-Ton ein. Von zaghaftem Ersatz keine Spur. Viel mehr - wie bei einem eindrucksvollen Solo-Prolog, wo er mit exzellenten Phrasierungen Saxophon-Akkorde zu einer Poesie jenseits üblicher Sound-Schattierungen aneinanderreiht - geht er selbst voran.

Kein Nachahmen, sondern ein eigenständiges Gestalten, das mehr als nur ein fügsames Mitgestalten ist. Mitunter gibt sein Saxophon im Duo mit Holland und Harland sogar die Richtung vor. Zustimmend mit Hollands freundlich nickendem Lächeln sowie mit Harland in kindlich freundvollem Überschwang, setzen sie in dieser neuen Trio-Besetzung fort, was Kritiken als lebendige, eng verbundene Ästhetik des Trios mit Eubanks als abwechslungsreiche und detailreiche Improvisation hervorheben. Symmetrisch und kraftvoll in einem weiten Spektrum von berührender Zartheit bis zu kraftvollen Attacken, auch in diesem Konzert in Oberhausen.

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