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Neues aus der CD Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf vol 52

Gelsenkirchen, 09.04.2024
TEXT: Christoph Giese | 

JONAS TIMM: „Narcis“ (Double Moon)

Fein was der Leipziger Pianist Jonas Timm hier mit seinem vorzüglichen Septett auf „Narcis“ eingespielt hat, nämlich ein Latin Jazz-Album allererster Güte. Eines, das moderne, jazzige Latinarrangements in den fast ausschließlich vom Bandleader komponierten Stücke mit ungezwungener Lässigkeit verbindet, auch wenn die Stücke selbst schon auch komplizierte Strukturen aufweisen. Aber dennoch gelingt es dem Ensemble, zu dem etwa Posaunist Johannes Lauer, Akkordeonist Tino Derado oder die beiden fantastischen Perkussionisten Robby Geerken und Diego Piñera gehören, packende Songdramturgien mit Leichtigkeit zu verquicken.

OLIVIER LE GOAS: „Sunland“ (Double Moon)

Ziemlich raffinierten Klaviertrio-Jazz serviert uns hier der französische Schlagzeug-Veteran Olivier Le Goas mit seinem neuen Trio, das er zusammen mit dem estnischen Pianisten Kristjan Randalu und dem jungen Schweizer Bassisten Lukas Traxel betreibt. Schon im ziemlich vertrackten Opener von „Sunland“, dem Stück „Good To Be Back“, das vom ersten Satz von Vivaldis „Konzert für zwei Violinen in a-moll“ inspiriert ist, kann Le Goas seine Liebe zu diversen komplexen Metren voll ausleben. Und raffinierte Rhythmuskonzepte, aber auch poetische Momente, prägen das weitere Album. Dieses Trio musiziert mit viel Schwung und Finesse in den zwölf Songs von le Goas, in denen es viel zu entdecken gibt.

MARIA MAZZOTTA: „Onde“ (Zero Nove Nove)

Aus Apulien stammt die Sängerin Maria Mazzotta. Eine kleine Frau mit starker Stimme. Auf ihrer neuen Platte „Onde“ interpretiert die Italienerin traditionelle süditalienische Folklore-Songs ihrer Heimat, eingebettet in zeitgenössischen Klangbildern und mit der Kraft eines Rock-Trios. Zusammen mit Schlagwerker Cristiano Della Monica und Ernesto Nobili auf E- und Bariton-Gitarre sowie ein wenig Elektronik und zwei Gästen auf zwei Songs klingen diese Songs total frisch, auch weil hier viele unterschiedliche musikalische Einflüsse in die Songs eingewebt sind. Ihre Sanftheit beim Singen hat sich Maria Mazzotta aber nach wie vor bewahrt. So ist „Onde“ eine eindrucksvolle Werkschau ihres Könnens geworden.

MARKUS STOCKHAUSEN GROUP: „Celebration“ (o-tone music)

Nach zwei Aben mit jeweils drei CDs legt Markus Stockhausen  nun mit „Celebration“ mit einem Doppelalbum nach. Somit gibt es immer noch jede Menge frische Musik von dem Trompeter zu hören. Seine feste Band mit Tastenmann Jeroen van Vliet, Cellist Jörg Brinkmann und Schlagwerker Christian Thomé wird hier durch sechs Gäste verstärkt. Mit Levan Andria gibt es einen zweiten Cellisten, Bodek Janke spielt unter anderem auch Tablas, Tamara Lukasheva  und Rabih Lahoud leihen ihre Stimmen. Und auch Gitarrist Nguyên Lê ist hier gewohnt jazzrockig zu hören in Stockhausens vielfach lyrischer und atmosphärisch dichter Jazzwelt, die stilistisch bunt leuchtet, viele Klangfarben parat hält und zwischendurch richtig kraftvoll nach vorne geht.  

AKI TAKASE & DANIEL ERDMANN: „Ellington“ (enja yellowbird)

Ellington einmal anders. Stücke des großen Duke und welcher aus anderer Feder, aber aus seinem Repertoire, haben sich der deutsche Saxofonist Daniel Erdmann und die japanische Pianistin Aki Takase für ihr intimes Duoalbum vorgenommen. Beide kennen sich schon seit den 1990ern und arbeiten seit ein paar Jahren immer wieder mal als Duo zusammen. Freier, eigener Ausdruck und viel Gespür und eine große Liebe zur Jazztradition – zwischen diesen Polen musiziert der kongeniale Zweier hier, webt bekannte Themen geschickt in wildes klangliches Terrain ein, berührt aber auch mit seelenvollen Momenten. Eine durchgängioge Entdeckugsreise.

JOOST ZOETEMAN – PAULUS SCHÄFER: „Fratellanza“ (Challenge)   

Zwei Gitarreros, die sich im Gypsy Jazz wohlfühlen, aber auch Italiens oder Brasiliens Klangwelt mögen. Ihren Wes Montgomery sowieso. Und so lassen es  Joost Zoeteman und Paulus Schaefer hier auch ordentlich swingen und geben dabei immer „100%“ – so der Titel des feurigen Openers von „Fratellanza“. Der Albumtitel bedeutet auf Deutsch übrigens „Brüderlichkeit“. Und so agieren die beiden Gitarrenfreunde hier auch, als echte Brüder im Geiste und ohne jegliche Ambitionen, den jeweils anderen übertreffen zu wollen. Jasper Somsen am Kontrabass und Schlagzeuger Wim De Vries komplettieren den holländischen Vierer und sorgen entscheidend mit dafür, dass das Ganze hier richtig viel beim Zuhören macht.

SHABAKA: „Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace“ (Impulse!)

Seine Saxofone hat er für unbestimmte Zeit beiseite gelegt (fast, denn einmal spielt er hier doch ein wenig Saxofon), seine Bands wie Comet Is Coming oder Sons Of Kemet lässt er erst einmal ruhen. Der Brite Shabaka Hutchings, der jetzt lediglich unter seinem Vornamen Shabaka sein neues Album eingespielt hat, liefert mit „Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace“, ein kontemplatives Werk ab, auf dem er diverse Flöten und Klarinette spielt. Begleitet von Gästen wie dem Pianisten Jason Moran, Drummer Nasheet Waits, Bassistin Esperanza Spalding, den Harfenisten Charles Overton und Brandee Younger oder diversen Vokalisten, kreiert Shabaka hier ungewöhnliche, eindringliche, meditative Klangbilder.

BENNY TROSCHEL: „Folksmusik“ (Berthold)

Was für eine Idee! Mit seinem New York Quintet neu arrangierte deutsche Volkslieder einzuspielen und mit seinem Cologne Septet US-amerikanischen Folk Songs neues Leben einzuhauchen. Benny Troschel hat genau das gemacht und zwar auf einem einzigen Album. Der junge deutsche Trompeter hat in Deutschland und New York studiert, fühlt sich in beiden Ländern wohl. Und seine Arrangements beweisen neben viel Kreativität auch seinen Blick in die moderne Musikwelt. Etwa mit seiner hiphoppigen, coolen Version des afroamerikanischen Spirituals „Ezekiel Saw The Whel“. Und das bekannte deutsche Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ als superentspannten, jazzigen Bossa Nova zu spielen – einfach hinreißend!

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