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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 51

Gelsenkirchen, 01.04.2024
TEXT: Christoph Giese | 

DE-PHAZZ: „Pit Sounds“ (Phazz-a-delic)

Lässig, swingy, auch mal tanzbar, aber immer gute Laune verbreitend, das sind De-Phazz, das langjährige Projekt des Heidelberger Klangtüftlers und Collagenkünstlers Pit Baumgärtner. Warum dieses Projekt schon so viele Jahre so gut funktioniert, zeigen einmal mehr die „Pit Sounds“. Baumgärtner hat einfach ein Händchen dafür alte Sounds, Beats und Stimmen zusammenzuschnüren, wo man das genau so nicht unbedingt erwartet. Musiker wie der Trompeter Joo Kraus ergänzen im Studio die Klangideen des Meisters. Die nächste Cocktail-Party kann kommen, den Soundtrack dazu liefern De-Phazz.

VINICIUS CANTUARIA: „Psychedelic Rio“ (Sunnyside)

Die Stimme: unverkennbar. Und auf „Psychedelic Rio“ bleibt sich der Sänger, Gitarrist und Komponist Vinicius Cantuaria auch sonst treu, verpasst der Brasilianer der Musik seiner Heimat einmal mehr einen frischen Anstrich. Dieses Mal mit den beiden Italienern Paolo Andriolo am E-Bass und Roberto Rossi am Schlagzeug. Hier musiziert ein Powertrio mit elektrischer Fender-Gitarre in intensiv-kraftvoller Manier, das in der von Cantuaria komponierten lakonischen Ballade „Berlin“ oder dem Brasil-Klassiker „Insensatez“ aber auch mal zart klingen kann.

 

NANCY VIEIRA: „Gente“ (Galileo MC)

Musikalisch auf den Spuren einer Cesária Évora hat Nancy Vieira dennoch ihren eigenen Weg gefunden. Auf poetische Art und Weise singt die kapverdische Sängeri, die schon als Teenager nach Lissabon zog, Lieder voller Sehnsucht, Schmerz, Enttäuschung und Heimweh. Mit sanfter, klarer Stimme nehmen Nancy Vieira und ihre Klassemusiker den Zuhörer mit ihren Mornas, Coladeiras oder Funanás auf Reisen durch die kapverdische Musik, die sich ja aus vielen lusophonen Ländern speist. Mal melancholisch, mal beschwingt und mit viel Seele ist „Gente“ ein zauberhaftes Album geworden.

 

MATILDE CID: „Desassossego“ (Espelho de Cultura)

Auch wenn sie in diesem Jahr bereits ihren 40. Geburtstag feiert, erschien erst vor vier Jahren ihr Debütalbum, das prompt für den Portuguese Music Award als bestes Fado-Album nominiert wurde. Jetzt ist mit „Desassossego“ der Nachfolger da. Und die im Alentejo aufgewachsene Sängerin und hier auch Songschreiberin Matilde Cid interpretiert den Fado sehr facettenreich, auch wenn der Link zur Tradition des Genres spürbar ist. Aber Cid ergeht sich auf diesem Album nicht im Weltschmerz und hat neben wunderschönen melancholischen Momenten auch kraftvolle Beschwingtheit in ihrem repertoire. Starke Stimme, starke Songs, hörenswertes Album.

   

LOUIS MATUTE: „Small Variations From The Previous Day“ (Neuklang)

Ein Genfer Gitarrist mit honduranischen Wurzeln, das ist Louis Matute, der hier mit einer insgesamt dreizehnköpfigen Mannschaft ein zauberhaftes, luftig-leicht klingendes Album eingespielt hat, das auf seine Wurzeln in Honduras blickt, aber sich ebenso begeistert zeigt von den Klängen Brasiliens. Jazz, Folk, Pop und Latin, hier finden diese Genres total organisch zueinander. Klischees werden erfreulicherweise vermieden, denn alles klingt total frisch, eigenständig und frabenfroh und zudem kompositorisch spannend und ausgefeilt. Großartig!        

 

MOISÉS P. SÀNCHEZ: „Dedication II“ (Double Moon)

Jede Menge Musik hält Moisés P. Sánchez bereit auf seinem neuen Album, satte 70 Minuten, verteilt auf neun Songs. Der spanische Pianist und Komponist und seine Band haben einfach viel zu erzählen in seinen sorgfältig komponierten Stücken Jazzmusik, die vielfältige, ganz unterschiedliche musikalische Landschaften entstehen lassen. Schließlich ist Sánchez ja auch vielseitigst interessiert, hat in den letzten Jahren etwa Strawinksy neu interpretiert, als Produzent unter anderem für Shakira gearbeitet und ist Fan von Chick Corea, der ja ebenfalls sehr neugierig und offen war.

 

MORITZ STAHL: „Traumsequenz“ (Unit Records)

Sein Debütalbum als Bandleader hat der Saxofonist Moritz Stahl im Quintett mit gefragten Musikern der jungen deutschen Jazzszene wie dem Drummer Leif Berger oder dem Pianisten Julius Windisch eingespielt. Musikalisch zeigen sich Stahl und seine Mitstreiter auf „Traumsequenz“ sehr vielschichtig und vielseitig interessiert. Die fünf Musiker versuchen sich daran die Grenzen von Harmonik und Polyrhythmik neu auszuloten und auch sich gegenseitig Raum zu geben und sich Zeit zu lassen. Mit offenen Improvisationen und mit offenem Visier, mit vielen Sound- und Rhythmusideen, aber dabei doch immer auch eine gewisse Eingängigkeit der Musik nicht außer Acht zu lassen.   

  

LOUISE JALLU: „Jeu“ (Klarthe)

Diese Frau ist eine Entdeckung! Denn was Louise Jallu zusammem mit ihrem sechsköpfigen Ensemble auf ihrem dritten Album „Jeu“ zu Gehör bringt, ist abenteuerlich, unerwartet und einfach wunderbar. Denn die französische Bandoneonspielerin lässt sich hier von so unterschiedlichen Musikgrößen wie George Brassens, Ravel oder Bach inspirieren um daraus ihre ganz eigene, sinnlich- lebhafte und kunterbunte (Jazz-)Musik zu kreieren. Natürlich immer mit dem Bandoneon im Fokus. Aber auch ihre Mitstreiter, fantastisch der Geiger Mathias Lévy und Gitarrist Karsten Hochapfel, bekommen ihre Räume. Und eine Milonga mit Blues zu paaren, wie Jallu das hier macht, auf diese Idee muss man erst einmal kommen.

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