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No apology

Lucia Cadotsch und ihre Band AKI beeindruckte im domicil

Dortmund, 03.02.2024
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Ich entschuldige mich nicht für meine Gefühle, heißt es im Song "No apology" von Lucia Cadotsch. Und diese Schweizer Sängerin, die heute in Berlin lebt, braucht sich wirklich nicht für ihre Empfindungen zu entschuldigen. Die Art von Empathie und Emotion, die Lucia Cadotsch auszeichnet, ist erstmal schwer zu definieren, wirkt dann aber umso unmittelbarer. Schon mehrere, sehr unterschiedliche Konzerte mit ihr hatten bei mir starke Eindrücke hinterlassen und die Neugier auf den Konzertabend im domicil genährt: Beim Kölner Winterjazz 2021 generierte sie mit ihrem Gesang, der auch schon mal treffend als „lakonisch“ beschrieben wurde, einen Elektropop, der durch seine spröde Poesie unter die Haut geht. Bei der jazzahead faszinierte der Kontrast zwischen der tiefen Ruhe ihres Gesangs und einer hochenergetisch aufspielenden Großbesetzung. Jetzt wurde auch ein Abend mit ihrer Band im Dortmunder domicil zu etwas Besonderem.


Ein fröhliches Ja zur VIEldeutigkeit

Der Auftritt mit ihrer aktuellen Band AKI im Dortmunder domicil setzt genau dort an, um ein wirkungsmächtiges Miteinander grundverschiedener Komponenten noch weiter zu verdichten. Im Zentrum stand dabei das Material aus ihrem aktuellen, zehnten, gleichnamigen Album "AKI". Aki ist ein „binärer“ Name - in Finnland heißen Jungen so, in Japan ist er für Mädchen gebräuchlich. Diese Art von Doppeldeutigkeit ist Programm für diese komponierende Sängerin aus der Schweiz – eben weil strikte Zuordnungen nicht ihre Sache sind – egal wo.

Anstelle von Kit Downes, der auf dem Album zu hören ist, macht im domicil Joseph Demoulin seine Sache genauso engagiert. Leif Berger hat am Schlagzeug Platz genommen – auf wie viel explosives Temperament man sich in den folgenden 75 Minuten einlassen konnte, hat wohl mancher zu Beginn des Live-Sets noch nicht erahnen können. Als fantasievolles Bindeglied und damit auch als starke Inspirationsquelle für Lucia Cadotsch waltet Bassist Phil Donkin. Cadotsch singt ihre Songs, die aus tiefster Tiefe oder höchsten Sphären kommen - vor allem bei einer Musikerin, die es überhaupt nicht nötig hat, mit ihrer Stimme irgendwie „herumzujazzen“. Gerade das strahlt offenbar umso eindringlicher auf das zupackende Spiel dieser Band, die mit ihren virtuosen, spontan-expressiven Interaktionen keinen größeren Gegensatz verkörpern könnten. Aber das Wunder besteht darin, dass beides miteinander funktioniert, ja, sich auf einer höheren Ebene komplementär ergänzt. Auch gibt es beseelte Piano-Parts und ausgiebige kontemplative Bass-Soli – und manchmal drohen allzu ausufernde Allein-Parts, den intensiven Spannungsbogen zu beeinträchtigen. Aber dann ist Lucia Cadotsch wieder so präsent und in sich ruhend – auch wenn sie sich mal zurücknimmt, ihren Musikern zuhört, um daraus wieder neue Emotion aufzutanken.

Mystik, Metaphern, Melancholie

Die Songs aus Lucia Cadotschs neuem Album, aber auch diverse ältere Stücke wirken wie Psychogramme voller Mystik, Metaphern und verklärter Melancholie. Oft in Molltonleitern mit kleinen chromatischen Intervallsprüngen dringt die Musik in Verästelungen und auf Abwege vor. Das Ganze ist nämlich auch kompositorisch äußerst gehaltvoll und steigert sich in seiner Intensität über den ganzen Set, um den Höhepunkt beim Finalstück und den darauf folgenden zwei Zugaben zu erreichen. Die flammende Adaption einer Bertolt-Brecht-Ballade beschreibt metaphernreich das Schicksal der Rosa Luxemburg, die im Januar 1919 eines Morgens tot im Berliner Landwehrkanal trieb – ermordet von reaktionären Militaristen, die das Eintreten einer mutigen Frau für pazifistische Ideale nicht respektieren wollten.

Dann ist Lucia Cadotsch allein mit dem Pianisten auf der Bühne, der hier nochmal sein ganzes lyrisches Potenzial ausbreitet: Das könnte auch irgendeine Kostbarkeit aus der Spätromantik sein, wie er das Intro für das Luciano Berio adaptierte schottische Liebeslied „Black Is the Color of My True Love's Hair" spielt - bevor sich diese im besten Sinne eigen-willige Sängerin auch dieses Folktune dem eigenen Kosmos einverleibt. Das tief berührte Publikum verharrte erst mal, aber ließ sich danach noch einmal aufwecken mit der temperamentvollen Nummer "Medusa's Champagne" aus einem früheren Album, bei der die Figur der Medusa aus der griechischen Mythologie Pate stand.







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