Sind Schlagzeuger die besseren Bandleader?

Der Schlagzeuger und Komponist Jens Düppe ist mit seinem Quartett auf Jubiläumstour – Ten Years. Die erste Station auf der Tourist ist der alteingesessene Jazzkeller Krefeld. Das Publikum erlebte ein großartiges Konzert, mit Stücken aus allen Phasen der zehnjährigen Bandgeschichte, aber auch mit brandneuen Stücken, die noch nicht einmal einen Titel hatten.

Seit zehn Jahre spielt diese Band von Freunden zusammen

2013 gab das Jens Düppe Quartet sein erstes Konzert im Jazzkeller Krefeld. In dieser Zeit fand die Band gerade zusammen und veröffentlichte ihr erstes Album mit dem Titel Anima. Aufgenommen wurde das Album in Sardinien, der Heimat der Frau von Jens, die damals noch seine Freundin war. Der Trompeter Frederik Köster, der Pianist Lars Duppler und der Bassist Christian Ramond machten sich mit Jens Düppe auf den Weg auf die Mittelmeerinsel, in deren Bergland sich ein kleines Studio befand, wo die neue Band die Kompositionen von Jens einspielte. Den Titel “Magnolia“, der nun seit Jahren gerne als Zugabe gespielt wurde, hatte Jens für seine Frau geschrieben.

Zehn Jahre eine Band zusammenzuhalten ist nicht einfach. Frederik Köster ist Professor für Jazztrompete an der Hochschule Osnabrück und hat eine eigene Band, Lars Duppler ist auch Dozent in Osnabrück und hat ebenfalls eine eigene Band und Christian Ramond ist in einer ganzen Reihe von Bands aktiv, alles Musiker mit vielfältigen Verpflichtungen und einem vollen Kalender. Eine Band mit solchen Musikern zusammenzuhalten geht nur, wenn die Musiker über die Musik hinaus auch befreundet sind.

Der vielleicht musikalischste Schlagzeuger

Das Publikum in Krefeld war begeistert, welche Bandbreite an musikalischen Ideen der Schlagzeuger Jens Düppe aus dem Ärmel schüttelte. Mit seiner kleinen Hommage an sein Instrument, “The Beat – In the beginning was the beat…“ eröffnete Jens das Konzert und ging dann nahtlos in den Titel “Living Rhythm“ über. Vom ersten Stück an zeigte sich, dass dieser Schlagzeuger kein Teil einer Rhythmusgruppe ist, sondern das musikalische Herzstück der Band ist. Sein Spiel variiert ständig in Dynamik, Rhythmus und Tempo. Er kann das Schlagzeug streicheln und ihm zarte Töne entlocken, aber er kann auch harte Beats schlagen und beherrscht souverän den Raum zwischen diesen beiden Polen. Die Gespräche des Publikums in der Pause und nach dem Konzert zeugten alle von großer Bewunderung für dieses breit angelegte Spiel auf dem Schlagzeug.

Das Jens Düppe Quartett eine Band von Solisten

Aber nicht nur die Arbeit am Schlagzeug war bemerkenswert, sondern die ganze Band zeigte ein Niveau der Spitzenklasse. Natürlich sticht ein Ausnahmetrompeter wie Frederik Köster besonders heraus. Aber das Publikum in Krefeld nahm auch das feinfühlige Klavierspiel von Lars Duppler und den energetischen Bass von Christian Ramond sehr genau wahr und spendete dafür auch reichlich Beifall. Die drei Mitmusiker von Jens sind allesamt herausragende Solisten. Frederik Köster leitet eine hervorragende Band und ist in verschiedenen Formationen aktiv. Lars Duppler ist ebenfalls Bandleader und hat gerade im Duo mit Stefan Karl Schmid ein neues großartiges Album herausgebracht. Christian Ramond , leitet zwar keine Band, ist aber ein viel gefragter Bassist, der von Straight Ahead bis zu Improvisationsmusik die ganze Bandbreite des Jazz mühelos beherrscht und als Bandmitglied wichtige Impulse setzt. In den Kompositionen von Jens Düppe haben die einzelnen Musiker viel Raum ihre improvisatorischen Fähigkeiten auszubreiten. Die Band ist eine echte Allstar Band, auch wenn der Ausdruck etwas abgedroschen ist, bei dem Jens Düppe Quartett ist er unbedingt passend. Alle vier Musiker spielen auf Augenhöhe miteinander. Es gab Stücke bei denen Lars Duppler am Piano Begleitung war und dann überraschte er die Band, in dem er das Stück “Morning Prayer“ spielte, das nicht geplant war. Aber Jazz ist immer für Überraschungen gut.

Neue Stücke im Jubileumsprogramm

Die Band spielte in Krefeld nicht nur ein Best Of aus ihren zehn Jahren Bandgeschichte sondern probierte auch neue Titel aus, die noch nirgendwo bisher gespielt wurden. Im Januar nächsten Jahres nimmt das Jens Düppe Quartett ein neues Album beim Deutschlandfunk auf. Jens hat bereits einige Stücke geschrieben und diese mit in das Programm aufgenommen.Im ersten Set gab es ein Medley aus einem neuen titellosen Stück und dem Titel „The Chase“. Nach der Pause, im zweiten Set, eröffnete die Band mit einem Medley aus drei namenlosen neuen Stücken. Es ist nicht so einfach, nach einmaligem Hören, etwas zu den neuen Stücken zu sagen. Mir erschienen sie melodisch interessant und stärker ausgefeilt als frühere Stücke. Ein Stück stach durch seine durchgehend hoch intensive temporeiche Trommelarbeit heraus, vom ersten bis zum letzten Takt ein durchgehender explosiver Rhythmus. Ein mitreissendes Stück, etwas ungewöhnlich, fällt es doch auch aus den Stücken von Jens deutlich heraus. Das Publikum war begeistert und man kann sich vorstellen, dass dieses Stück ein zukünftiger Publikumsliebling wird.

In der Anmoderation wurde die Frage gestellt, ob Schlagzeuger die besseren Bandleader seien. Nach diesem Konzert in Krefeld lässt sich die Frage zumindest so beantworten, dass der Schlagzeuger Jens Düppe definitiv ein großartiger Bandleader ist, der herausragende Musiker in seiner Band versammelt hat, die zusammen wunderbare Musik machen. Das Publikum im Jazzkeller Krefeld war begeistert und berührt von dem Konzert des Jens Düppe Quartetts.