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Emily Wittbrodt

Make you stay

Köln, 05.01.2024
TEXT: Stefan Pieper | 

Die Cellistin und Komponistin Emily Wittbrodt ist eine vielseitig begabte, in Köln lebende Musikerin, die auf ihrem aktuellen Album „Make you stay“ aus verschiedenen Jahrhunderten der Musikgeschichte, aber ebenso aus allen Facetten einer reichen künstlerischen Gegenwart schöpft. Heraus kommt etwas Eigenständiges zu schöpfen, das avantgardistisch und tief persönlich zugleich, dabei verbüffend logisch wirkt. Man kann die Stücke dieses Albums daher auch als Kompositionszyklus verstehen, in dem aber so viele konträres, nämlich barocke Formensprache, freie Improvisation, zeitgemäßes Songwriting und auch eine gute Prise Psychedelia zusammen kommen.

Um der Gattungsbezeichnung „Rezitativ“, aber auch dem Format der „Arie“ gerecht zu werden, wird tatsächlich etwas „erzählt“. Die Texte der Songs (die sich manchmal auch in subtile spoken word-Lyrik verlagern) stammen von Astrud Gilberto, E.E. Cummings, Stine Sampers und Emily Wittbrodt selbst und legen damit einen weiten literarischen Horizont der in Köln lebenden Musikerin offen. Sie behandeln Themen wie Trennung, Verlust, aber auch Hoffnung und Liebe. All dem entsprechen die tiefsinnigen musikalischen Farben auf „Make you stay“ voll und ganz. Emily Wittbrodt spielt ihr Cello mit betont wenig aufgemotzter Effekthascherei, dafür umso mehr aufrichtiger Expressivität und kraftvollem Ton. Annie Bloch sorgt auf einer Truhenorgel für viel wärmende Klang-Lyrik und eine gewisse sakrale Patina. Jan Philipp ist am Schlagzeug kreativ, derweil Wolfgang Perez die elektrische Gitarre und ebenso viel Elektronik einsetzt, auf dass es schön sphärisch wird. Und vor allem: Sämtliche Bandmitglieder setzen auch mit fabelhafter Empfindsamkeit ihre Stimmen ein.

Die Logik und Fantasie dieser vielen, durchgedacht konzipierten Vernetzungen lassen am Ende so manche elegische Stimmungen, aber auch fast pop-affine Resultate entstehen. Man kann davon ausgehen, dass diverse Erfahrungen, welche Emily Wittbrodt als langjähriges Mitglied der Band Hilde gemacht hat, auf diesem ersten Soloalbum auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Emily Wittbrodt wurde 1994 in Bonn geboren und lebt derzeit in Köln. Sie hat klassisches Cello in Düsseldorf, Essen, Helsinki und Florenz studiert, Barockcello in Essen und Jazzcello in Köln. Ihr künstlerisches Schaffen konzentriert sich auf Improvisation, Komposition und interdisziplinäre Arbeit. Emily Wittbrodt hat auch in anderen Bereichen musikalisch gearbeitet. Sie hat improvisatorische Duos mit dem Pianisten Eugenio Catone gespielt und Musik für Tanz- und Theaterproduktionen komponiert. Antonia Stäcker, eine Tänzerin, hat mit ihr zusammengearbeitet. Sie gehört auch zur Großformation The Dorf, ebenso wie sie mit Korhand Erel und Florian Walter das Trio Ephemeral Fragments bildet.

Am Samstag, 6. Januar ist Emily Wittbrodt mit ihrer Band beim Winterjazz Festival zu hören – und zwar um 20:30 Uhr im Jaki.

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