Norbert Stein & Pata Messengers |

We are

Text & Fotos: Stefan Pieper

Köln, 03.01.2018 | Norbert Stein & Pata Messengers: We are!

(pata music 2017)

Freie Musik, die eine beredte Botschaft transportiert, gehört zu den schwierigsten Disziplinen, die den Musikern viel Erfahrung und Kreativität abverlangt. Der Saxofonist Norbert Stein und seine Band „Pata Messangers“ machen auf ihrem neuen Album vor, wie so etwas geht. Bündeln doch hier fabelhafte Spieler ein Maximum an beflügelnder Musikalität - eben weil sie wissen, was sie tun und was der Moment erfordert. Und weil es sich bei den Pata Messengers eben nicht um ein kurzfristiges spontanes Projekt handelt, sondern hier umso mehr eine intensiv aufeinander eingeschworene Band-Chemie greift. In diesem Sinne ist der Albumtitel auch ein selbstbewusstes Statement für gelebtes musikalisches Wir-Gefühl. „We are“ - nicht mehr und nicht weniger! Tiefes Vertrauen herrscht zwischen Norbert Stein und dem Pianisten Philipp Oubek sowie Joscha Oetz am Kontrabass und Etienne Nillesen an den Percussions.

Gemeinsam sind sie stark auf dem schmalen Grat zwischen konsequenter formaler Durchstrukturierung und maximalem freien Ideenfluss. Erkennungsmerkmale der Stücke sind immer wieder Tonskalen, die von den Spielern in dichtem Unisonospiel intoniert werden, oft in mehrmaliger Wiederholung. Das sorgt für stringente Grundsubstanz, was manchmal gar wie formstrenge Zwölftonmusik wirkt und der Musik immer wieder neu eine sehr klare Rhetorik gibt. Aber aus diesem Konsens wird immer wieder neu viel subjektives, spontanes und auch tief lyrisches abgeleitet. Da mäandern die subjektiven Ideenströme der einzelnen Spieler in immer neue spielfreudige Verästelungen, um dort erst richtig aufzublühen. Fast so, wie ein Baum, der sich immer weiter verzweigt und dabei viel Schönheit im Detail entfaltet. Wenn sich solche Bilder und Assoziationen beim Hören einstellen, dann jedenfalls haben erfahrene Musiker hier das richtige gemacht. Disziplin als Basis der Freiheit, um dadurch zu etwas wirklich großartigem zu gelangen – aus solchen Einsichten zaubert das neue Album der Pata Messengers ein Hörvergnügen mit beglückendem Tiefgang.