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Die Ungleichheit muss aufhören

EU-Resolution fordert gerechteres Bezahlmodell beim Streaming

Brüssel, 22.01.2024

Das Europaparlament setzt sich für eine gerechtere Bezahlung von Musikerinnen und Musikern ein. In einer Resolution, die am Mittwoch mit großer Mehrheit angenommen wurde, forderten die Abgeordneten, das Ungleichgewicht bei der Verteilung der Einnahmen aus dem Musik-Streaming-Markt zu beseitigen, wie das Parlament in Straßburg mitteilte. Die Mehrheit der Urheber und Künstler wird derzeit im Hinblick auf den Streaming-Markt sehr schlecht bezahlt. Das Parlament fordert eine strengere Regulierung der Vergütung. Die Resolution hat keine rechtliche Bindungswirkung. Ein konkreter Gesetzestext müsste von der EU-Kommission erarbeitet werden. Ein EU-Gesetzentwurf soll Plattformen dazu verpflichten, ihre Algorithmen und Empfehlungstools transparent zu machen. Zudem schlagen die Abgeordneten vor, dass gekennzeichnet werden muss, wenn Lieder von künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Sie verweisen auch auf Studien, die zeigen, dass die Einnahmen aus dem Streaming-Geschäft hauptsächlich großen Labels und einzelnen populären Künstlern zugutekommen.

Bessere sichtbarkeit für musik aus europa

Darüber hinaus fordern die Abgeordneten, dass die EU Maßnahmen ergreift, um die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit europäischer Musikwerke sicherzustellen, da die Menge an Inhalten auf den Musikstreaming-Plattformen überwältigend ist. Konkret könnte dies durch Quoten umgesetzt werden, ähnlich wie bei der Radio-Quote für französischsprachige Musik in Frankreich. Spotify gilt als Marktführer im Musikstreaming mit mehr als 570 Millionen monatlich aktiven Nutzern. Wie viel der Erlöse bei den Künstlern ankommt, hängt von ihren Verträgen mit den Musikkonzernen ab. Im November kündigte Spotify an, dass ab 2024 nur noch Stücke mit mehr als 1.000 Abrufen im vergangenen Jahr berücksichtigt werden. Weitere große Player im Musikstreaming-Geschäft sind Apple und Amazon. Die beiden Unternehmen veröffentlichen jedoch keine Nutzerzahlen.

Streaming sorgt für 27 Milliarden Euro Umsatz jährlich

Laut Statista wird der Umsatz durch das Streamen von Musik im Jahr 2024 rund 27 Milliarden Euro betragen. Spotify ist gemessen an den zahlenden Abonnenten der größte Anbieter, gefolgt von Apple Music und weniger bekannten Vertretern wie Tencent Music im europäischen Raum. EU-Politiker sind jedoch der Meinung, dass die Musikindustrie ein Problem hat: Das Geld wird ungerecht verteilt und kommt vor allem bei den großen Künstlern an. Bereits 2014 zeigte eine Studie, dass rund drei Viertel aller Musikerlöse an Superstars gehen. Bei einer Pressekonferenz des EU-Parlaments sprach Balbina Jagielska, Repräsentantin der Akademie für populäre Musik, davon, dass 90 Prozent der Erlöse bei Spotify an nur ein Prozent der Künstler gehen.

Das Problem besteht darin, dass nach Quantität anstatt nach Qualität ausgezahlt wird. Wenn jemand tausendmal den gleichen Song von Megastar Taylor Swift hört und ein anderer nur zweimal den Song eines unbekannten Jazz-Komponisten, bekommt letzterer quasi kein Geld. Dies geschieht unabhängig davon, dass beide Nutzer den gleichen Beitrag gezahlt haben, selbst wenn sie die App ansonsten nicht genutzt haben. Von Künstlerseite wird deshalb die Forderung laut, dass die Bezahlung entsprechend dem tatsächlichen Konsum erfolgen sollte. Wenn also ein Nutzer nur einen Künstler im Monat hört, sollte dieser den gesamten Beitrag erhalten, der im Abonnement für die Künstler vorgesehen ist.

Wer viel Publikum hat, dem wird gegeben – Unbekanntes hat keine Chance zu wachsen

Die Stimmen werden nun lauter, da Spotify angekündigt hat, sein Auszahlungsmodell zu ändern. Musiktitel sollen nur dann Vergütungen bringen, wenn sie im Jahr über 1000-mal gehört werden. Derzeit sammelt Spotify zwar Geld für solche Lieder, zahlt es aber effektiv nicht aus, da eine Überweisung unterhalb eines bestimmten Betrags nicht rentabel ist. So sammeln sich laut dem Streaming-Anbieter pro Jahr rund 40 Millionen Dollar an. Spotify möchte das Geld jedoch nicht behalten, sondern in den Topf für die Ausschüttung an größere Künstler stecken. Kleinere Künstler und EU-Politiker sehen darin ein Problem. Denn Streaming-Plattformen leben auch von kleinen Musikern und dem gigantischen Unterbau, der durch die Masse weniger bekannter Songs entsteht. Es scheint in einem sozialen System nicht gerecht zu sein, sämtliche Leistungen einfach zu streichen.

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