Bild für Beitrag: Kinga Glyk: Real Life | Synthie Jazz Fusion mit 4 Keyboards
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Kinga Glyk: Real Life

Synthie Jazz Fusion mit 4 Keyboards

Berlin, 19.01.2024
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: CD

Mit ‚Real Life’ hat Kinga Glyk nach vier Jahren wieder ein neues Album herausgebracht, das von Funk und Fusion geprägt ist.
Kinga Glyk, das war mal eine Hoffnung. Die junge polnische Bassistin, die singt und EBass spielt, frei, unbekümmert und die auch als Solistin mit der HR Bigband überzeugt, hatte mich 2022 bei ihrem Konzert in Herdecke begeistert.

Doch was ist von dieser Kinga geblieben? Auf ihrem neuen Album ist es fast nur ‚Funny Bunny‘, ein 35 Sekunden-Stück, bei dem sie solo über ein markantes Bass-Riff singt. Auch ihre Intros z. B. zu ‚Unfollower‘ und ihre Soli bei 'Who Cares' und 'Not Real' erinnern noch an die frühere Kinga, doch ansonsten scheint sie bei der Suche nach einem eigenen Stil vier Keyboardern in die Hände gefallen zu sein, die das Album maßgeblich bestimmen. Meist sind alle vier bei einem Stück beteiligt und werfen sich gegenseitig die Bälle zu.

Zur Band gehören der Aerophonist Casey Benjamin, der Schlagzeuger Robert Searight, die Keyboarder Caleb McCampbell, Julian Pollack, Brett Williams und Nicholas Semrad, und allen voran ihr Co-Produzent Michael League, der auch Keyboard und Gitarre spielt.

Michael League scheint am meisten Einfluss auf Kinga zu haben. In seinem Studio in Katalonien wurde das Album produziert. Seine amerikanische Band ‚Snarky Puppy’, zu der auch andere Musiker aus Kingas Band gehören, könnte eine Blaupause für das neue Programm sein.

Doch Kinga hat fast alle Stücke selbst komponiert, z. T. mit Michael League, und hat das sicher so gewollt, nur muss man das deshalb nicht gut finden. Natürlich hat jeder das Recht sich weiterzuentwickeln, aber wenn man dazu auf einen fahrenden Zug wie ‚Snarky Puppy‘ aufspringt, ist das nicht gerade glaubwürdig. Nicht zufällig könnte man sich an Jutta Hipp erinnern, die in den 1960ern von Zoot Sims an die Wand gespielt wurde.

Ist Kinga auf der Suche nach einem neuen Profil? Ihren Hut hat sie wohl abgelegt, doch die echten Veränderungen liegen in ihrem Sound, der von rhythmische Phasen im Wechsel mit wabernden Flächen bestimmt ist. Sicher ist es lobenswert, wenn eine Band-Leaderin sich nicht dauernd in den Vordergrund drängt und den anderen Musikern Raum gibt. Hier macht sie allerdings den Eindruck, von einer Keyboard-Phalanx überrollt worden zu sein.

Im Booklet, in dem über 3 Seiten fast nur Dankesworte ausgebreitet werden, berichtet Kinga, sie habe sich in schlaflosen Nächten gefragt: „How do we keep being original and truly ourselves?“. So jedenfalls nicht, finde ich.

Hoffentlich ganz anders ist sie am 16. März in der Philharmonie Essen mit der HR Bigband zu erleben.

Kinga Głyk - Real Life
Label: Warner
Bestellnummer: CD 11608092
Erscheinungstermin: 26.1.2024

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